Keck, einfallsreich und höchst virtuos riss der junge deutsche Startrompeter Matthias Schriefl sein Publikum vom Hocker. Der Auftritt von Schriefls Nord Sud Quartett vor dem Museion in Bozen war Sonntag nacht der letzte Akt im Südtirol Jazzfestival 2011 – Veranstalter Klaus Widmann und sein Team sind zufrieden.
Der letzte Festivaltag 2011 war ein schöner Höhepunkt im zehntägigen Konzertreigen. Schon um 6 Uhr früh verzauberten meditative Klänge der Theremin-Spielerin Pamelia Kurstin im Labyrinthgarten Kränzelhof in Tscherms rund 100 Zuhörer. Nicht weniger als acht Konzerte waren untertags auf verschiedenen Berggasthöfen im ganzen Land Ziel wanderfreudiger Musikfreunde; Weinliebhaber kamen beim Auftritt von „Albatrosh“ im Klosterhof in Kaltern auf ihre Kosten. Abends waren wieder die Talferwiesen vor dem Museion in Bozen Ort des Geschehens. Vor vollbelegten Stühlen spielte zunächst der US-amerikanische Ausnahmetrompeter Terence Blanchard, bevor Matthias Schriefl mit seinem Nord Sud Quartet für Begeisterung sorgte – der virtuose Bläser spielte praktisch mit allem, was ihm zwischen die Finger kam: mit Trompete und geschlungener Basstuba ebenso wie mit einem Luftballon oder gurgelnd mit einem Mund voll Wasser... Das Publikum dankte mit Standing Ovations.
Mehr Publikum von außerhalb Südtirols
Für Klaus Widmann und sein Organisationsteam war dies ein schöner Schlussakt im Reigen der rund 100 Auftritte an zehn Tagen: „Wir sind mit dem Verlauf des Festivals durchaus zufrieden – rund 20.000 Zuschauer bestätigen uns, dass wir auf einem guten Weg sind“, so Widmann, der nicht nur auf gesteigertes Publikumsinteresse verweist. „Wir haben auch eine klare Zunahme an Besuchern von außerhalb Südtirols – sowohl aus Italien als auch aus Deutschland und Österreich.“ Damit fasse das Konzept eines internationalen Festivals im Kontext Südtirol weiter Fuß.
Gute Rückmeldungen erfuhr Widmann auch in Bezug auf die Qualität der dargebotenen Musik – und nennt auch aus persönlicher Sicht einige „sehr tolle Highlights wie Edmar Castaneda mit Hamilton De Holanda, Pascal Schumacher, Francesco Bearzatti, das Nord Sud Quartett, das Theremin Konzert oder den Südtiroler Kontrabassist Günther Pitscheider“. Insgesamt waren rund 20 Südtiroler Musiker in das Festival mit eingebunden.
Die Programmerstellung ist für Klaus Widmann Jahr für Jahr eine besondere Herausforderung: „Wir legen großen Wert darauf, dass beim Jazzfestival immer wieder Neues entsteht, neue Formationen gebildet und neue Projekte ins Leben gerufen werden. Wir suchen gezielt nach jungen Nachwuchskünstlern und neuen musikalischen Entwicklungen auf internationaler Ebene.“ Allein heuer kamen dazu fünf Auftragskompositionen zur Aufführung. Widmann: „Mit den Ergebnissen bin ich insgesamt sehr zufrieden. Natürlich geht man auf der Suche nach Neuem das Risiko ein, dass das eine oder andere auch einmal nicht ganz den Erwartungen entspricht. Insgesamt aber war Qualität sehr hoch und es ist gelungen, die vielen Facetten, Strömungen und Farben zu veranschaulichen, die die Jazzmusik im umfassendsten Sinn zu bieten hat.“
Dank manchmal kühlen, aber guten Wetters kamen auch die vielen unterschiedlichen Schauplätze im ganzen Land gut zur Geltung – auch ein wichtiges Element des Festivalkonzeptes: „Südtirol hat so viele schöne Plätze – ich danke allen Partnern, die uns vor Ort unterstützt haben.“ Die Festivalleitung wird sich in den nächsten Tagen noch weiter mit den Ergebnissen des Festivals 2011 auseinandersetzen, um im Hinblick auf das 30-jährige Jubiläum im kommenden Jahr eine noch bessere Veranstaltung zu präsentieren.
Auf den Fotos:
Szenen vom Schlussakt: das frühmorgendliche Theremin-Konzert und das Abschlusskonzert mit Matthias Schriefl. Foto: Südtirol Jazzfestival Alto Adige / Günther Pichler
Eine breite Auswahl an Bildern auch in Druckqualität befinden sich auf unserer Internet-Seite auf www.suedtiroljazzfestival.com
Bozen, den 4. Juli 2011