Am Sonntag Abend gingen die zehn Tage Südtirol Jazzfestival Alto Adige 2014 in Sterzing zu Ende – mit Standing Ovations für einen der ganz Großen der internationalen Jazzszene, den Pianisten Chick Corea, der von Stanley Clarke am Bass begleitet wurde. Das Abschlusskonzert war zwar kein „typisches“ im Programm, aber die Begeisterung für die Vielfalt des Festivals fand auch hier ihren Ausdruck. Inzwischen steht eine erste Bilanz fest.
Das Südtirol Jazzfestival Alto Adige versteht sich als „Festival zum Entdecken“, betont Jazz-Präsident Klaus Widmann. Im Programm finden sich daher immer wieder auch große Namen der internationalen Szene – viel öfter allerdings junge Musiker und Bands, die innovative und kreative Projekte entwickeln. „Wir setzen seit vielen Jahren auf junge, frische Künstler und werden mittlerweile international als Treffpunkt für junge Musiker angesehen, die sich sonst nicht so leicht begegnen“, so Widmann.
Das Ergebnis dieser Begegnungen sei immer wieder überraschend: „Wir hören Klänge und Rhythmen, die zeitgemäß sind. In der Musik kommen die klassischen Instrumente ebenso zum Einsatz wie die heutigen technischen Möglichkeiten. So entstehen immer wieder neue, spannende Sachen, die für den althergebrachten Jazz-Liebhaber vielleicht ungewohnt erscheinen, aber dem jungen Publikum einen neuen Zugang zur Jazz-Musik ermöglichen“, so Widmann. Im soeben zu Ende gegangenen Festival seien gleich mehrere solche Projekte zu hören gewesen – eines, das für besonders viel Begeisterung sorgte, war das Konzert des Pariser Quartetts Pipeline im Semirurali-Park in Bozen.
Insgesamt zählte das Festival wiederum rund 20.000 Besucher und bestätigte somit den Trend der vergangenen Jahre: „Wir hatten heuer etwas weniger Konzerte, weil wir im heurigen Fußball-WM-Jahr unser Programm in den spielfreien Zeiten unterbringen wollten“, so Widmann. Dazu kam, dass einige Open-Air-Konzerte buchstäblich ins Wasser fielen. „Unser Festival ist eine Entdeckungsreise durch Südtirol, begleitet von neuer Musik – und sehr oft bewegen wir uns in freier Natur, was uns natürlich wetterabhängig macht“, so Widmann. So bot die „Sasslonch-Suite“ – ein musikalisch-akrobatisches Kletter-Konzert in der Felswand des Langkofel – ein beeindruckendes Erlebnis für die mehreren hundert Besucher. Aber: „Bei Schönwetter wäre der Genuss zweifellos größer gewesen.“
Jedes Konzert sei ein ganz besonderes, mit der Kulisse verbundenes Ereignis: Egal ob mit fast andächtigem Charakter das Konzert mit Lesung in Lusern, das ein grenzübergreifendes Auftragsprojekt anlässlich des 100. Jahrtages des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges war. Oder gemütlich am Rittner Horn. Oder ein Platz-füllendes Spektakel am Sparkassenplatz in Innsbruck. Und viele andere mehr.
Rund 150 Musiker traten heuer bei den fast 60 Konzerten auf. Ein Großteil der Künstler stammt aus Frankreich, wo sich eine besonders innovative Szene entwickelt hat. „Die Kreativität und die Qualität, mit der diese jungen Leute Musik machen und dabei auch die Ausdrucksformen unserer Zeit sicht- und hörbar machen, haben meine Erwartungen noch übertroffen“, so Widmann.
Auch die Fachwelt habe sich bereits sehr positiv über das Jazzfestival 2014 geäußert: „Es waren wieder zahlreiche Journalisten aus Italien, Deutschland und heuer erstmals auch aus Paris und London dabei. Sie zeigten sich begeistert davon, dass man in Südtirol nicht das Übliche, sondern Neues erleben darf“, erklärt Widmann.
Widmann dankt allen Partnern und Mitwirkenden am Festival: „Unser Festival-Team ist inzwischen eine richtig große Familie geworden – nur durch das gute Zusammenspiel aller Beteiligten ist es möglich, so ein großes und breites Festival auf die Beine zu stellen. Das stimmt mich optimistisch für die Zukunft.“
2015 steht die 33. Ausgabe des Südtirol Jazzfestival Alto Adige bevor: Eröffnung ist wie gewohnt der letzte Freitag im Juni – also Freitag, der 26. Juni 2015 – und das Ende nach zehn Festivaltagen wird Sonntag, der 5. Juli 2015, sein.