Der Jazz hält den Kontinent zusammen: Mit Highlights aus den Länderschwerpunkten der vergangenen zehn Jahre feiert das Südtirol Jazzfestival seinen 40. Geburtstag.
1982 eröffnete das Trio Codona mit Don Cherry, Collin Walcott und Nana Vasconcelos den Bozner Jazzsommer, aus dem später das Südtirol Jazzfestival wurde. Die drei Musiker schlugen damals mit einer derartigen Poesie und Verspieltheit Brücken zwischen unterschiedlichsten Musikkulturen und Kontinenten, als hätte niemals etwas Trennendes zwischen ihnen bestanden. Diese Weltoffenheit und Experimentierfreude hat sich das Festival bis heute bewahrt. Vier Jahrzehnte später präsentiert das Südtirol Jazzfestival Höhepunkte aus den Länderschwerpunkten der vergangenen zehn Jahre und hat für dieses exklusive Best-of-Programm großartige Bands und Solisten aus vielen europäischen Ländern erneut eingeladen. Die Avantgarde eines ganzen Kontinents stellt sich vor: An über 30 Spielorten in ganz Südtirol bietet das Festival vom 24. Juni bis zum 3. Juli 58 Konzerte an. Mit 16 Veranstaltungen wird der Kapuzinerpark in der Bozner Stadtmitte wieder zur wichtigsten Jazzlocation im ganzen Land.
Die thematische und geographische Schwerpunktsetzung begann 2012 mit einem Streifzug durch die Jazzlandschaft in der Schweiz und wurde 2013 mit der Präsentation von unorthodoxen Bands aus den beiden Musikerkollektiven Tumult (Niederlande) und COAX (Frankreich) fortgesetzt. 2014 folgte eine „Tour de France“ mit herausregenden französischen Musikerinnen und Musikern. 2015 stellte Südtirol Jazzfestival die britische Avantgarde vor, 2016 die junge Szene aus Österreich und Italien und 2017 den Gegenwartsjazz aus Belgien, Luxemburg und den Niederlanden. 2018 unternahm das Festival eine aufregende Entdeckungstour durch Skandinavien und besuchte 2019 die iberische Halbinsel. 2021 folgte der Konzertkalender dem Lauf der Donau durch Südosteuropa und erkundete entlang dieser Schlagader eines interkulturellen Transitraums eine Musikszene, die sich nicht einfach flussabwärts treiben lässt, sondern selbstbewusst gegen den Strom schwimmt. Mit dieser Art Programmgestaltung und der Auswahl ungewöhnlicher Konzertorte positionierte sich das Südtirol Jazzfestival abseits ausgetretener Pfade als Schaufenster für eine innovative und stilistische entgrenzte Musik.
Solistinnen und Solisten, deren Projekte in den vergangenen zehn Jahren die Länderschwerpunkte prägten oder die als „Artist in Residence“ eingeladen wurden, kehren in diesem Sommer zurück. Schon das Opening am 24. Juni im Kapuzinerpark in Bozen ist ein All-Stars--Programm: An diesem Abend stehen – zum ersten Mal überhaupt – die in London lebende und aus Südtirol stammenden Bassistin Ruth Goller, der britische Saxophonist Soweto Kinch, die französische Sängerin Leila Martial, der niederländische Gitarrist Reinier Baas, der in den USA geborene und in Italien lebende Saxophonist Dan Kinzelman, der slowenische Cellist Kristijan Krajncan und der finnische Saxophonist Pauli Lyytinen auf einer Bühne. Der experimentelle europäische Jazz trifft sich in Südtirol und entwickelt gemeinsam „neue“ Musik. Das ist eine Friedensbotschaft – und gerade in Zeiten wie diesen wertvoll und wichtig